Diadochenreiche

Diadochenreiche
Diadochenreiche
 
Nach Alexanders Tod schienen die maßgeblichen politischen Kräfte (Heeresversammlung, Generalität, Adel) das nur locker verbundene Gesamtreich für die makedonische Dynastie erhalten zu wollen. Neben dem schwachsinnigen Philipp III. Arrhidaios wurde der unmündige Alexander IV. (nachgeborener Sohn Roxanes) zum König erhoben; Reichsverweser bildeten stellvertretend die Regierung. Mit der Zeit verfolgten die noch von Alexander eingesetzten hohen Amtsträger immer stärkere Eigeninteressen. Der Zerfall des von großen inneren Spannungen belasteten Gesamtreichs war unaufhaltsam.
 
Die Umwandlung des Alexanderreichs in ein Gefüge von Sonderreichen vollzog sich in einer Vielzahl kriegerischer Auseinandersetzungen, immer wieder unterbrochen von kurzfristigen Verständigungsfrieden. Nachdem der letzte Verfechter der Idee der Reichseinheit, Antigonos Monophthalmos, bei Ipsos im südlichen Phrygien gefallen (301) und 281/80 der Versuch Seleukos' I., Asien und Europa miteinander zu verbinden, bei Kurupedion in Westkleinasien gescheitert war, konnten sich drei Nachfolgestaaten etablieren: das Ptolemaierreich in Ägypten (323 bis 30 v. Chr.), die beständigste Diadochengründung; das Seleukidenreich in Syrien und Mesopotamien (321 bis 63 v. Chr.); das Antigonidenreich in Makedonien (277-168). Von diesen drei Formationen, die sich allmählich zu Großmächten entwickelten, wurden Ptolemaier- und Seleukidenreich im Innern von den Diadochen gleichsam als absolute Herrscher regiert. Gestützt wurde die Position der Könige durch einen effektiven Beamtenapparat sowie gut geschulte und bezahlte Söldnerarmeen. Die Könige genossen hier göttliche Verehrung.
 
Der bestorganisierte Diadochenstaat war das ptolemaiische Ägypten, das über eine große Wirtschafts- und Finanzkraft verfügte, die durch die ersten Ptolemaier noch gesteigert wurde.
 
Das Seleukidenreich hatte von Anfang an wesentlich größere Probleme zu bewältigen. Infolge der enormen Ausdehnung war es stets in einer militärisch angespannten Lage. Der Vereinheitlichung des riesigen, im Innern sowohl ethnisch als auch kulturell unausgeglichenen Staatskomplexes, der sich vom Mittelmeer bis nach Indien erstreckte, diente die im großen Stil planmäßig betriebene Anlage griechisch geprägter Städte. Alle Versuche, das Reich zu stabilisieren, scheiterten letztlich.
 
Das antigonidische Makedonien blieb geographisch und politisch sehr begrenzt. Verglichen mit dem Ptolemaier- und Seleukidenreich, kam es nie zu nennenswerten territorialen Arrondierungen. Auch kulturell blieb Makedonien hinter den beiden anderen Diadochenreichen zurück.
 
Der Tod der letzten Diadochen, jener Männer, die noch unter Alexander gedient hatten, markierte einen historischen Wendepunkt. Mit dem Jahr 280 hob die Zeit der »Nachgeborenen« (Epigonen) an und damit das eigentliche Zeitalter des Hellenismus.

Universal-Lexikon. 2012.

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